Trotz der Übernahme zahlreicher Aufgaben im Sozial- und Gesundheitswesen durch Staat und Kommunen ist der Stiftungsgedanke lebendig geblieben. Gerade in Zeiten des immer schwieriger zu finanzierenden Sozialstaates kommt dem Stiftungsgedanken und damit den Stiftungen wieder zunehmende Bedeutung zu.
An der sozialen Ausrichtung der einzelnen Stiftungen und Zustiftungen, die
von der Evangelischen Wohltätigkeitsstiftung verwaltet werden, hat sich
bis in unsere heutige Zeit nichts geändert, der Stifterwille wird nach
wie vor erfüllt. Doch mußte der Stiftungszweck aufgrund der sozialen
Veränderungen verschiedentlich behutsam modifiziert werden. Die Stiftung
unterstützt zum Beispiel mehr "Sozial"-Witwen und Waisen (z.B.
alleinerziehende Mütter), als dies für die Stifter früherer Zeiten
denkbar war. Die Fürsorge und Hilfe für kranke und alte Menschen,
für Witwen und Waisen und für in Not geratene Regensburger Bürgerinnen
und Bürger ist unverändert aktuell.
Die Stiftung erfüllt heute die Stiftungszwecke mit eigenen Einrichtungen
und durch Unterstützung anderer Einrichtungen und Einzelpersonen.
Das Evangelische Krankenhaus ist ein Krankenhaus der Versorgungsstufe II und bietet Platz für 110 Patientinnen und Patienten. Es gliedert sich in die Abteilungen für Chirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Innere Medizin, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Anästhesie. Über 5.000 Bürgerinnen und Bürger aus der Stadt Regensburg und dem näheren Umland werden alljährlich medizinisch versorgt. Mit 190 voll- und teilzeitbeschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das Evangelische Krankenhaus der personalintensivste Teilbereich der Evangelischen Wohltätigkeitsstiftung. Die Gesamtsanierung des Evangelischen Krankenhauses, mit der 1990 begonnen wurde, ist abgeschlossen. Die Kosten der Gesamtsanierung beliefen sich auf rund 36 Millionen DM, wovon allein 12 Millionen DM von der Evangelischen Wohltätigkeitsstiftung getragen wurden.
Mit 120 Alten- und Pflegeheimplätzen präsentiert sich das Johannesstift als moderne und leistungsfähige Einrichtung zur Unterstützung und Pflege der betagten Mitbürgerinnen und Mitbürger der Stadt. Insgesamt 90 voll- und teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für das seelische und körperliche Wohl der Heimbewohner. Zur Zeit wird das Johannesstift umfassend umgebaut und saniert. Von den veranschlagten Kosten in Höhe von 25 Millionen DM müssen 18 Millionen DM "aus Stiftungsmitteln finanziert werden.
Mit 35 Plätzen hat dieses kleine Altenheim einen überaus familiären Charakter. Leider können zeitgemäße bauliche und behördliche Erfordernisse nicht mehr vollständig erfüllt werden.
Die Zahl psychisch kranker Menschen ist in den letzten Jahrzehnten beständig
angestiegen, so dass sich die Evangelische Wohltätigkeitsstiftung entschlossen
hat, auch diesen Personen in ihren Nöten und Ängsten zu helfen. Im
Jahre 1991 wurde von der Evangelischen Wohltätigkeitsstiftung ein saniertes
Haus mit 8 Appartements angekauft und dem Diakonischen Werk als Wohnheim für
psychisch kranke Menschen zur Verfügung gestellt.
An der Alfons-Auer-Straße wurde 1998 ein Wohnheim mit 32 Appartements
ebenfalls für psychisch kranke Menschen fertiggestellt. Auch dieses Wohnheim
steht in Betriebsträgerschaft des Diakonischen Werkes. Von den Gesamtkosten
in Höhe von 10 Millionen DM wurden 5 Millionen von der Stiftung aufgebracht.
Die Stiftung hat 1997 zwei Kindertagesstätten errichtet. Die Kindertagesstätte an der LilienthaIstraße ist für vier Gruppen (100 Kinder) ausgelegt; Betriebsträger ist das Diakonische Werk. Die Kindertagesstätte in der Dänzergasse ist für zwei Gruppen (50 Kinder) bestimmt; Betriebsträger ist ein Diakonieverein. Stiftungsmittel in Höhe von vier Millionen DM wurden für beide Einrichtungen aufgewendet.
Neben der Erfüllung der traditionellen Stiftungsaufgaben ist die Evangelische Wohltätigkeitsstiftung bemüht, sozial-innovativ zu bleiben. Zusätzlich betätigt sich die Evangelische Wohltätigkeitstiftung in der Förderung stiftungsverwandter Aufgaben und Anliegen, nämlich ganz allgemein der Unterstützung der Evangelisch-Lutherischen Kirche und des Diakonischen Werkes, des Christlichen Vereins Junger Menschen und des Vereins Mädchensozialarbeit, leistet aber auch unmittelbare Hilfe für bedürftige Regensburger Bürgerinnen und Bürger, alleinerziehende Mütter und für Konfirmandinnen und Konfirmanden, um nur einige Förderzwecke zu nennen. Diese Hilfen der Stiftung unterliegen jedoch der konfessionellen Beschränkung.